Reisejahr 2020: Cook-Insolvenz wirkt noch nach

Nürnberg, 27.Februar 2020 – Zum Buchungsstand Ende Januar 2020 weisen die Bilanzen im deutschen Reisevertrieb im Vergleich zum Vorjahr noch Verluste auf: Sowohl die aktuelle Wintersaison 2019/20 als auch die Vorausbuchungen für die kommende Sommersaison 2020 stehen in Umsatz kumuliert bei minus drei Prozent. Der Wegfall des ehemaligen Thomas Cook Angebots ist zum jetzigen Zeitpunkt also noch nicht gänzlich aufgefangen. Für eine stabile Urlaubsnachfrage spricht indes das Ausgabeverhalten: Für ihren Sommerurlaub mit Flug geben die Deutschen durchschnittlich drei Prozent mehr als im Vorjahr aus. Unter den Reisezielen des Sommers zeigt sich Ägypten besonders wachstumsstark. Zunehmend sind auch Urlaube in Deutschland nachgefragt.

Nach der Insolvenz von Thomas Cook Ende September 2019 werden die Karten im organisierten Reisemarkt neu gemischt: Ein guter Anteil des früheren Reiseangebots der Cook-Veranstalter ist über andere Reiseveranstalter kompensiert worden. In der Summe klafft jedoch noch eine Lücke: Die bis zum Reisemonat April laufende Wintersaison 2019/20 weist in Umsatz zum aktuellen Buchungsstand per Ende Januar 2020 ein Minus in Höhe von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf. Die zum Zeitpunkt der Insolvenz von Thomas Cook bereits gebuchten Urlaubsreisen, die nicht mehr angetreten werden konnten, sind hier herausgerechnet.

Die Vorausbuchungen für die kommende Sommersaison 2020, die mit dem Reisemonat Mai beginnt, weisen derzeit ebenfalls noch einen Rückstand in Höhe von drei Prozent auf. Allerdings schmilzt das Umsatzminus von Buchungsmonat zu Buchungsmonat langsam ab. „Dass sich der Verlust des einstmals zweitgrößten Reiseveranstalters im deutschen Markt in den aktuellen Umsatzbilanzen des Reisevertriebs widerspiegeln würde, war zu erwarten“, erklärt Dörte Nordbeck, Director Business Development bei Travel Data + Analytics.

Basis der Auswertungen sind die in stationären Reisebüros und auf den Online-Reiseportalen der Veranstalter und klassischen OTAs (Online Travel Agencies) gebuchen Urlaubsreiseumsätze – überwiegend pauschal oder in Bausteinen organisierte Veranstalterreisen.

Sommerreisetrends 2020:
Griechenland & Türkei meistgebucht, Ägypten & Deutschland wachstumsstark

Ungeachtet der Einbußen, die die meisten Urlaubsländer zum jetzigen Buchungsstand noch aufweisen, ändert sich an der Beliebtheitsskala der sommerlichen Reiseziele zum Vorjahr wenig: Teilt man Spanien in die drei Zielgebiete Balearen, Kanaren und spanisches Festland auf, behauptet sich Griechenland (in Umsatz: -5 Prozent) zum aktuellen Buchungsstand als meistgebuchtes Sommerreiseziel 2020 deutscher Urlauber, dicht gefolgt von der Türkei. Die Balearen und die Kanaren (jeweils in Umsatz: -5 Prozent), Ägypten, Italien und das spanische Festland folgen auf den Rängen drei bis sieben.

Gegen die insgesamt derzeit negative Marktentwicklung stemmen sich nur wenige Urlaubsländer: Ägypten sticht mit einem Umsatzwachstum von 14 Prozent zum Vorjahr sichtlich hervor. Die Türkei kann das Niveau ihres wachstumsstarken Vorjahressommers noch übertreffen (in Umsatz: +2 Prozent). Besonders nachgefragt ist auch der Urlaub in Deutschland. Er wird traditionell zu einem hohen Anteil individuell organisiert, aber auch bei den Veranstalterreisen weist der Deutschlandurlaub derzeit ein überdurchschnittliches Wachstum auf (in Umsatz: +7 Prozent). Weitere Nahziele wie Großbritannien und Island sind für den Sommer 2020 ebenfalls stärker nachgefragt (in Umsatz: +8 bzw. +7 Prozent).

Heruntergebrochen auf einzelne Urlaubsregionen – nicht -länder – ist Antalya das in Umsatz aktuell stärkste Sommerreiseziel 2020. Mallorca und Kreta behaupten sich auf den Rängen zwei und drei gefolgt von Hurghada, Rhodos und Fuerteventura.

Meistgebuchte Reiseländer und Urlaubsregionen Sommer 2020 (Ranking in Umsatz)

Basis: Veranstalterreisen in Umsatz gebucht in Reisebüros und auf den klassischen Online-Reiseportalen

Zusammengenommen liegen die Urlaubsländer im östlichen Mittelmeer – dazu zählen neben der Türkei, Griechenland und Ägypten auch starke Reiseziele wie Bulgarien oder Tunesien (auf Rang 13) – in Umsatz ein Prozent unter Vorjahr. Das westliche Mittelmeer, getragen durch spanische Reiseziele und Portugal, liegt im Vorjahresvergleich noch sechs Prozent zurück. Die Mittelmeerregion ist mit einem Umsatzanteil von aktuell 64 Prozent bei den Veranstalterreisen in den Sommermonaten das wichtigste Zielgebiet deutscher Urlauber.

Urlaubsausgaben steigen um 3 Prozent

Die steigenden Ausgaben für den kommenden Sommerurlaub unterstreichen die intakte Konsumlaune bei deutschen Verbrauchern und den hohen Stellenwert, den der Urlaub hierzulande genießt. Im Durchschnitt gibt der Deutsche 1.012 Euro für seine Urlaubsreise mit Flug aus. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um drei Prozent. Die hohe Ausgabebereitschaft beeinflusst das Gesamtbild: In Buchungen, nicht Umsatz, liegt die Sommersaison 2020 noch neun Prozent unter Vorjahr.

Ergänzende Anmerkung:

Die Auswirkungen, die der Ausbruch des Coronavirus auf das Buchungsverhalten deutscher Urlaub nach China, Asien oder auch Kreuzfahrten und europäische Reiseziele insgesamt haben wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur erahnen. In der zweiten Januarhälfte lässt sich jedoch bereits ein sichtbarer Rückgang bei den Neubuchungen und ein Anstieg der Reisestornos für Urlaubsreisen nach China feststellen. Für Asien insgesamt ist dieser Trend in abgeschwächter Form sichtbar.

Über Travel Data + Analytics

Die Travel Data + Analytics GmbH (TDA), gegründet von Dr. Markus Heller, hat das touristische Handelspanel „Travel Insights“ im April 2019 von der GfK übernommen und führt es als „TDA Travel Intelligence“ weiter. Es basiert auf den Buchungsdaten von rund 2.000 Reisebüros, die den stationären Vertriebsmarkt in Deutschland repräsentativ abbilden. Zusätzlich werden im Onlinebereich die Buchungsdaten der klassischen Reiseportale und der Reiseveranstalter erfasst. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt erlauben die Auswertungen von TDA Travel Intelligence verlässliche Rückschlüsse auf das Buchungs- und Reiseverhalten der deutschen Urlauber. Aktuelle Trends und Entwicklungen im touristischen Markt sind zeitnah nachvollziehbar. Das Kerngeschäft von Reisebüros, den Online-Reiseportalen der Veranstalter und sogenannten OTAs (Online Travel Agencies) beruht auf pauschal oder in Bausteinen gebuchten Urlaubsreisen.

Aussagen zur Wintersaison 2019/20 mit den Reisemonaten November 2019 bis April 2020 und zur kommenden Sommersaison mit den Reisemonate von Mai bis Oktober 2020 stellen zum aktuellen Buchungsstand per Ende Januar 2020 Momentaufnahmen dar.

Weitere Informationen: Dörte Nordbeck, doerte.nordbeck@traveldataanalytics.de, Telefon: +49 (0)911 951 510 02